Schulen haben Lehrpläne. Das ist auch gut so. Für die Vermittlung von Begeisterung braucht man aber mehr als ein Curriculum. In der Schule ist es meistens eine Lehrerin oder ein Lehrer, selbst von der Faszination des eigenen Fachs erfüllt, durch die oder den der Funke „überspringt“. Bei technischen Fächern funktioniert das aber offenbar häufig nicht – vielleicht auch, weil durch thematisch überladene Curricula in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) die Begeisterung der Lehrkräfte „geerdet“ wird. Auf der Strecke bleibt dabei der Funke.
In einer Untersuchung von Ziefle und Jacobs („Wege zur Technikfaszination„) aus dem Jahr 2009 bemängelten 40% der befragten Schülerinnen und Schüler das „Fehlen praktischer Beispiele im [naturwissenschaftlichen] Unterricht“, und 30% gaben an, den „Gesamtzusammenhang nicht zu verstehen“. Von den Schülerinnen gaben sogar 30% an, den „Sinn nicht (zu) verstehen“ – vielleicht eine wichtige Ursache für die Tatsache, dass junge Frauen nach wie vor weniger als 20% der MINT-Studierenden stellen.
Aber es geht auch anders. Das bereits erwähnte „Nachwuchsbarometer Technikwissenschaften“ (7/2009) von acatech hat einen Weg aufgezeigt, wie Technikfaszination funktionieren kann:
„Damit ergeben sich drei wichtige Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Interesse an Technik zu entwickeln und die eigenen Begabungen zu einem technischem Beruf zu entdecken: Zum ersten eine frühe Begegnung und spielerische Auseinandersetzung mit Technik, zum zweiten einzelne Schlüsselerlebnisse, in denen Technik punktuell als interessant und herausfordernd erlebt wird (…) und zum dritten kontinuierliche, didaktisch gut aufbereitete Technikbildung in der Schule.“
Und weiter:
„In diesen auf Technik bezogenen Unterrichten sollten Gestaltung und kreative Problemlösung stärker in den Vordergrund rücken. (…) Vor allem darf sich der Technikunterricht nicht auf die Erläuterung von Funktionsweisen beschränken.“

Genau für diesen Ansatz ist fischertechnik das perfekte Werkzeug. Nicht als „Lernbausatz“, wie von Didaktik-Material-Anbietern vertrieben, sondern als „Baumaterial“ für die Lösung technischer, im Idealfall selbst gestellter Aufgaben: Wie baut man einen Free-Fall-Tower? Wie einen Sessellift? Wie eine Achterbahn? Wie konstruiert und programmiert man einen (3D-) Plotter? Wie einen Containerkran? Wie realisiert man eine Uhr, einen Elektromotor, einen „Atomzeitempfänger“? Bei der Lösung solcher konstruktiver Aufgabenstellungen stoßen Schülerinnen und Schüler auf Unmengen von Detailproblemen, und werden feststellen, dass Mathematik, Physik und Informatik dabei helfen: Wie berechnet man die Übersetzung eines Uhrgetriebes? Wie wirken Kräfte, und wie lässt sich ein statisches Gebilde wie eine Achterbahn stabilisieren? Wie arbeitet eine Wirbelstrombremse? Welche Algorithmen helfen bei der Steuerung einer Plotter-Bewegung?
fischertechnik gehört in die Schulen. Aber nicht als Bausatz für ausgewählte Lerninhalte. Sondern als reichhaltige Materialsammlung, aus der sich Schülerinnen und Schüler zur Verwirklichung eigener Konstruktionsaufgaben bedienen. Dabei wird gelernt, was für die Lösung gebraucht wird – die Ergebnisse präsentieren sich die Schülerinnen und Schüler abschließend gegenseitig. Die Fragen nach dem „Sinn“, nach „praktischen Beispielen“ und dem „Gesamtzusammenhang“ werden dabei erst gar nicht aufkommen.
kommentieren