fischertechnik ist wie gemacht für Weltneuheiten – nicht umsonst entstammt es dem Geist des größten lebenden Erfinders der Welt, Artur Fischer. Und immer wieder einmal ist es ein fischertechnik-Prototyp, der für ein Patent Modell steht.
Aber da gibt es noch eine andere Sammlung von Weltneuheiten, die nicht auf Patente zielt, sondern technische Erfindungen der Vergangenheit lebendig werden lässt. In den vergangenen zehn Jahren hatte da häufig die Lego-Community die Nase vorn, wenn es galt, eine historische Maschine zu re-konstruieren – wie z.B. Babbages Difference Engine (1832), entwickelt von Andrew Carol. Nicht unbedingt hübsch, aber jedenfalls funktionstüchtig.
Nun aber schlägt die fischertechnik-Community zurück: In kurzer Folge hat Thomas Püttmann nicht nur einen mechanischen Seilkomputer zum Lösen linearer Gleichungssysteme entwickelt, sondern eine mechanische Rechenmaschine vorgestellt, die das Multiplizieren beherrscht. Von den Technikhistorikern offenbar weitgehend unbemerkt hatte der russische Mathematiker Pafnuti L. Tschebyschow (1821-1894) im Jahr 1876 ein „Arithmometer“ vorgestellt, das einen fließenden Zehnerübertrag ermöglicht – und damit, anders als die Multiplizierer von Schickard, Pascal, Leibniz oder Hahn, mit nahezu beliebig großen Zahlen rechnen kann, ohne dass die Maschine sich beim Zehnerübertrag irgendwann verhakt.

Das Modell funktioniert nicht nur, sondern ist auch noch wunderschön anzusehen – dieser Punkt geht also eindeutig an fischertechnik. Ausführlich beschrieben ist es in ft:pedia 1/2015, S. 25-40; eine überarbeitete und erweiterte Fassung des Beitrags erschien als Kapitel 6 „Die Rechenmaschine“ in dem fischertechnik-Buch „Technikgeschichte mit fischertechnik„.
kommentieren