Was fischertechniker aus Warntagen lernen.

Seit 2020 gibt es den bundesweiten „Warntag“ – am 2. Donnerstag im September sollen um 11 Uhr alle Sirenen in Deutschland getestet werden. Der erste Warntag am 10.09.2020 geriet allerdings zum Desaster: Es kam zu Systemüberlastungen bei der Versendung von Warnungen per Apps, und vielerorts wurde überrascht festgestellt, dass gar keine Sirene in Reichweite war – in den vergangenen Jahrzehnten waren viele abgebaut worden. Sicherheitshalber wurde daher der Warntag 2021 abgesagt.

Nun gehöre ich einer Generation an, die noch regelmäßig Sirenenalarme erlebt hat – oft mehrmals im Jahr. Denn wie jedes andere selten genutzte Gerät sollte man auch eine Sirene hin und wieder einmal testen. Dieser Sirenenton kam mir, als ich später lernte, mit Instrumenten oder Computern Töne zu erzeugen, allerdings immer merkwürdiger vor: Wie kann man einen Ton „anschwellen“ und dann wieder „abschwellen“ lassen?

Heute kann man sich diese Frage von Wikipedia beantworten lassen. An- und abschwellende Sirenen, wie ich sie als Kind kannte, sind mechanische Tonerzeuger, so genannte Motorsirenen, bestehend aus einem Rotor und einem Stator. Der Rotor ist eine Art Schaufelradtrommel und der Stator eine „Hülle“ mit ebenso vielen Öffnungen („Ports“) wie Schaufeln am Rotor. Wird die Trommel schnell gedreht, erzeugen die Schaufeln an den Ports Luftdruckwellen, die als Ton wahrgenommen werden. Die Tonhöhe lässt sich leicht berechnen: Die Zahl der Umdrehungen pro Sekunde mal die Anzahl der Schaufeln (bzw. Ports) ergibt die Frequenz in Hertz. Sehr praktisch: Sirenen dieser Bauart kann man auch mit einer Handkurbel konstruieren, so lassen sich auch bei Stromausfall Alarme auslösen.

Selbstverständlich „schreit“ eine solche „Vintage“-Technik geradezu nach einem fischertechnik-Modell. Und siehe da: Kaum naht der abgesagte Warntag 2021, greift ein fischertechniker in seine Kästen und konstruiert eine 400-Hz-Sirene:

400-Hz-Motorsirene aus fischertechnik

Und damit nicht genug: Schließlich gibt es auch noch Druckluftsirenen, die die Schallwellen mit Hilfe von Löchern in einer sich drehenden Scheibe erzeugen. Wenn man schon einen fischertechnik-Kompressor in seiner Sammlung hat, dann müsste doch auch das funktionieren. Und siehe da:

Zweiton-Druckluftsirene

Zum Glück hat dieses Land fischertechniker. Die können aushelfen, wenn beim nächsten Warntag wieder etwas schiefgehen sollte.

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