Baden-Württemberg kann alles – außer Hochdeutsch. Und fischertechnik kann alles – außer fliegen. Soweit zwei meiner Lieblingsvorurteile. Über das erste mag ich hier nicht diskutieren (allein schon Genitiv und Komparativ zuliebe); das zweite hingegen ist zweifelsfrei widerlegt: fischertechnik kann fliegen. Zumindest mit ein wenig (Nach-)Hilfe.
Den Beweis trat vor einigen Wochen einer unserer Söhne an. Der erste Teil der Geschichte wird vielen Vätern bekannt vorkommen: „Papa, ich will eine Drohne haben.“ Der zweite ist eine typische fischertechniker-Geschichte: „Sohn, dann bau‘ dir doch eine.“ Unser 15-Jähriger nahm mich beim Wort, legte über Monate eisern Geldgeschenke und Taschengeld auf die Seite und investierte sie nach intensiven Recherchen schließlich in
- vier Brushless-Motoren (iParaAiluRy A2212 / 13T 1000KV), 4-10 A, mit Rotoren,
- vier Brushless-Regler für Multicopter (LHI ESC-30a),
- eine 6-Kanal-Fernsteuerung mit Empfänger (Graupner),
- einen Flight Controller (Hobby King KK2.1 HC),
- die erforderlichen Kabel und Stecker sowie
- einen LiPo-Akku (5200 mAh) mit Ladegerät und Entladungs-Alarm (nachdem der erste Akku gleich vom ersten Test tiefentladen zurückkam und nicht mehr wiederzubeleben war).
Zugegeben keine ganz billige Erweiterung unserer fischertechnik-Ausstattung – die Kosten der fischertechnik-Komponenten zur Konstruktion des Drohnen-Rumpfes fallen im Vergleich kaum ins Gewicht. Zumal man an letzterem ohnehin sparen sollte, damit die Drohne leicht und manövrierfähig bleibt. Daher: soviel Statik wie möglich und nur so viele Bauteile, wie für die Stabilität unbedingt erforderlich.

Der Befestigungssatz der Motoren passt ins fischertechnik-Maß und lässt sich problemlos mit den roten fischertechnik-Bautsteinen 15 mit Bohrung verschrauben.

Nach zahlreichen Konstruktionsvarianten, Flug- und Vergleichstests war die Drohne schließlich fertig und lieferte kürzlich die ersten Bilder aus der Vogelperspektive.

Der Flight Controller erlaubt zudem die Ansteuerung eines 2-Achs-Gimbals, der die Kamera mittels zweier Servo-Motoren während des Drohnenflugs stabilisiert und die Flugbewegungen ausgleicht. Auch der lässt sich natürlich mit fischertechnik konstruieren…

Damit steht fest: fischertechnik kann fliegen. Zumindest mit etwas (Nach-)Hilfe.
Und noch ein Tipp für Nachbauer: Korrektes Fliegen erfordert etwas Training. Daher: Sicherheitsabstand halten – und genügend Ersatzpropeller bestellen…
P.S.: Damit kein falscher Eindruck entsteht: Das ist nicht die erste fischertechnik-Drohne – diese Ehre gebührt Thomas Kaiser, der schon 2008 (!) in Mörshausen eine Drohne steigen ließ. Und auf dem Fan-Club-Tag 2016 in Waldachtal waren drei weitere Drohnen mit ähnlicher Ausstattung ausgestellt. Aber wie so oft im Leben: Richtig glauben möchte man es erst, wenn man die Drohne vor den eigenen Augen aufsteigen sieht…
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