Warum fischertechniker von Silberlingen träumen.

Knapp 50 Jahre ist es her: Wir schreiben das Jahr 1972, die olympischen Sommerspiele werden in München eröffnet, Hewlett Packard bringt mit dem HP-35 den ersten wissenschaftlichen Taschenrechner auf den Markt und der Club of Rome veröffentlicht seinen Bericht „Die Grenzen des Wachstums“.

Da bringt fischertechnik in schneller Folge kleine, mit silberfarbener Abdeckung versehene „Kästchen“ (Elektronikmodule) heraus, mit denen unter Nutzung des bewährten Steckersystems auf einfachste Weise elektronische und digitale Schaltungen zusammengesteckt werden können (Schaltpläne): Gleichrichter, Relais, AND- (NAND-), OR- (NOR-) Gatter, Flip-Flop, Mono-Flop, Mikrofon/Lautsprecher und einen vielseitigen Grundbaustein (beschreiben von Stefan Falk 2013 in der ft:pedia). Für viele (Jung-) Ingenieure war das der Einstieg in die Digitaltechnik. Zwar mag mancher die verwendete Negativ-Logik heute verwirrend finden – die Einfachheit der Bedienung ist auch aus heutiger Sicht bestechend, wie ein aktuelles Video von Dominik Schuierer aus Greven zeigt, in dem er die Funktion der von ihm als Jugendlicher geliebten Logik-Bausteine anschaulich erläutert:

Video: Logik-Bausteine des fischertechnik-Programms (1972)

Dank ihrer Robustheit erfreuen sich die schon bald liebevoll „Silberlinge“ getauften Elektronik-Bausteine bis heute großer Beliebtheit und werden gebraucht zu Preisen gehandelt, die deutlich über dem damaligen Kaufpreis liegen.

Silberlinge-Nachbauten von Peter Krijnen

Es gibt zahlreiche Ansätze, diese Elementarbausteine der Elektronik und Digitaltechnik mit heutiger Technologie, etwas kompakter aber ebenso elegant wie die originalen Silberlinge nachzubauen. Nennenswert sind insbesondere die von Hans-Christian Funke entwickelten fischertechnik-Elektronikmodule, die er in einer Serie in der fischertechnik-Fanzeitschrift ft:pedia vorgestellt hat (und die im offiziellen fischertechnik-Einzelteileverkauf bei Santjohanser bestellt werden können), sowie die Nachbauten von Peter Krijnen, ebenfalls veröffentlicht in der ft:pedia.

Jetzt hat Dominik Schuierer („Zerobrain„) nachgelegt und mit den Elektronikmodulen von Hans-Christian Funke eine sehenswerte Einführung in die Digitaltechnik gestaltet:

Einführung in die Digitaltechnik mit den Silberlingen von Hans-Christian Funke

Ein „Nostalgie“-Baukasten von fischertechnik mit Silberlingen in zeitgemäßer Elektronik, aber derselben Einfachheit in der Nutzung wie 1972 könnte noch heute ein Renner werden: Denn wahrscheinlich war fischertechnik vor 50 Jahren seiner Zeit deutlich voraus – während eine solch einfache Einführung in die Digitaltechnik heute ein Gewinn für jeden Informatik-Schulunterricht wäre.

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