Wolfgang Heckl hat einen Lieblingsplatz: den roten Stuhl in seinem Bastelkeller. Wer im Internet nach ihm sucht, wird ihn in Artikeln in der FAZ, der Süddeutschen, Spiegel und Deutschlandfunk auf diesem Platz entdecken – und (falls er es nicht schon weiß) feststellen, dass Heckl nicht nur Professor an der TU München, sondern seit 2004 auch Generaldirektor des Deutschen Museums ist.
Im Jahr 2013 hat er ein Büchlein publiziert, aus dem der Ursprung seines Respekts und seiner Hochachtung „vor den Menschen, die uns auf dem Weg der technischen Entwicklungen und Erfindungen im Laufe der Menschheitsgeschichte begleitet haben“, deutlich wird: „Die Kultur der Reparatur“.

Schon das Leitzitat zu Beginn seines Vorworts spricht dem fischertechniker aus dem Herzen: „Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen (Wilhelm Busch).“ Das gesamte Büchlein, in dem er die Reparatur-Café-Bewegung gesellschaftlich, menschheitsgeschichtlich und in seiner Zukunftsbedeutung einordnet, seinen persönlichen Weg zur Reparatur beschreibt und eine Handreichung für die ersten Schritte als „Reparateur“ skizziert, ist nicht nur ein Aufruf zur Achtsamkeit (vor begrenzten Ressourcen, handwerklicher Leistung, dem „Wert der Dinge“), sondern auch ein Appell, dem Verständnis von Technik wieder den ihr gebührenden Platz in unserer Gesellschaft einzuräumen.
„Lernen verläuft nur dann optimal, wenn man sich auch praktisch, vor allem manuell betätigt.“ Und: „Experimente von Psychologen haben gezeigt, dass die Erfahrung der Hilflosigkeit die Lernfähigkeit des Menschen einschränkt.“ Umgekehrt formuliert: Erfolgserlebnisse, die Erfahrung von „Selbstwirksamkeit“ z. B. durch die Reparatur (oder Konstruktion) eines Geräts, senken die Hemmschwelle, sich beim Lernen auf „unbekanntes Terrain“ zu wagen und erhöhen das Zutrauen in die eigenen (Lern-)Fähigkeiten. Wer Kindern Lernen erleichtern möchte, sollte ihnen demnach solche Erfolgserlebnisse ermöglichen – z. B. mit fischertechnik.
Dieser Effekt wirkt sich auch gesamtgesellschaftlich aus: „Wenn Kinder nicht mit Baukästen aufwachsen oder damit in Berührung kommen, ergreifen sie seltener einen handwerklichen Beruf.“ Und das wird nicht nur zu steigenden Handwerkerkosten führen, sondern zu einer „gesamtgesellschaftlichen Hilflosigkeit“ in technischen Dingen – die uns zwingen könnte, technische Lösungen zu importieren, anstatt von ihrem Export zu leben.
Der erste Schritt: Lassen wir unsere Kinder ein defektes Gerät untersuchen, bevor wir es entsorgen. Dazu benötigen sie für den Anfang nicht mehr als einen Schraubendreher – und den Hinweis, dass man eine Schraube durch Drehen gegen den Uhrzeigersinn löst.
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