Der Antrieb eines Raupenfahrzeugs ist eine besondere Herausforderung. Die intuitive Lösung „jede Raupenkette bekommt einen eigenen Motor“ ist konstuktiv einfach, aber im Ergebnis wenig befriedigend: wer es einmal versucht hat, der weiß, wie schwierig es ist, mit zwei unabhängig angetriebenen Raupenketten eine Geradeausfahrt hinzubekommen. Immerhin unterstützt fischertechnik diese Lösung in der IR-Fernsteuerung: Schiebt man den DIP-Schalter 3 am Empfängermodul auf „ON“, ist die Raupenfunktion aktiviert – und bei Vorwärts- und Rückwärtsfahrt drehen beide Motoren (sofern richtig gepolt) in dieselbe Richtung, bei Rechts- und Linkslenkung jeweils in entgegengesetzte Richtungen.

Wer eine professionellere Steuerung möchte, bei der die Raupen tatsächlich parallel geradeaus fahren, muss sich ans Getriebe wagen. Das Lösungswort heißt „Gleichlaufgetriebe“ – ein Getriebe, bei dem ein Motor für die Geradeausfahrt und ein zweiter für die Drehung zuständig ist. Das Getriebe benötigt zwei Differentiale und „addiert“ die beiden Motorleistungen. Die Abbildung zeigt ein Funktionsmodell eines Gleichlaufgetriebes mit einem „Selbstbau-Differential„:

Man sieht, dass der rechte Antrieb für eine entgegengesetzte Drehung der beiden Räder sorgt, der linke für eine gleichgerichtete. Dreht man an beiden Kurbeln, beschreiben die Räder eine größere Kurve; über die Drehgeschwindigkeit lässt sich dabei die Größe des Wendekreises steuern. Natürlich lässt sich das mit fertigen Differentialgetrieben von fischertechnik deutlich kompakter konstruieren. Die folgende Abbildung zeigt ein Funktionsmodell mit den Rast-Differentialen von fischertechnik:

Auch mit den „klassischen“ roten fischertechnik-Differentialen mit Metallachsen lässt sich ein schönes, kompaktes Differentialgetriebe konstruieren. Hier eine Variante des Gleichlaufgetriebes für einen Spurfolger mit zwei Power-Motoren:

Ein besonders schönes (und kompaktes) Gleichlaufgetriebe stammt von Richard. Es hat den Charme, dass es mit zwei „Geradeaus-Motoren“ arbeitet, und damit einen Nachteil eines Gleichlaufgetriebes gegenüber der „intuitiven“ Zwei-Motoren-Lösung ausgleicht: die Halbierung der Motorkraft bei der Geradeausfahrt. Harald Steinhaus hat das Getriebe kürzlich in seiner Pistenraupe verbaut.
Eine ausführliche Darstellung der Entwicklung von Kettenantrieben und verschiedener Ausgleichsgetriebe findet sich in Kapitel 14 „Das Raupenfahrzeug“ im fischertechnik-Buch „Technikgeschichte mit fischertechnik„.
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