50 Jahre sind ein halbes Jahrhundert. Das ist eine große, eine symbolische Zahl (auch wenn wir natürlich wissen, dass wir sie dem Dezimalsystem verdanken). Besonders für Unternehmen sind 50 Jahre ein geradezu biblisches Alter.
fischertechnik – zunächst nur gedacht als Weihnachtsgeschenk von Artur Fischer an seine Kunden – eroberte 1965 den Spielzeugmarkt. Nach und nach entdeckten auch Pädagogen die Mächtigkeit dieses Baukastensystems und verfassten großartige Publikationen, wie die Anfang der 70er Jahre erschienenen Hobby-Bände.
Etwa Mitte der 80er Jahren brachen die Umsätze von fischertechnik ein – sei es, weil Technikunterricht nicht (mehr) in das Selbstverständnis junger Pädagogen passte, sei es, weil Einsparungen bei fischertechnik aus den frühen 80er Jahren das Engagement für einen Einsatz von fischertechnik in Schulen beendet hatten. In den 90er Jahren versuchte fischertechnik, mit Fahrzeugmodellen dem Konkurrenten Lego nachzueifern – und war kurz davor, seinen Markenkern als technisches Baukastensystem zu verlieren, ohne dass diese Strategie wirtschaftliche Erfolge nach sich zog.
Die Wende bahnte sich vor etwa 15 Jahren an. Mit einer Rückbesinnung auf technische Themen eroberte fischertechnik seine alte Nische zurück – und feierte mit zahlreichen Baukästen Erfolge: „DaVinci Machines“, „Technical Revolutions“ und „Dynamic“ (Kugelbahn) wurden in den vergangenen Jahren ausgezeichnet, letzterer sogar als „Spielzeug des Jahres 2014„.
Inzwischen wächst der Umsatz wieder zweistellig. Auch, weil fischertechnik seit eingen Jahren international zahlreiche Ausschreibungen für sich entscheiden kann – für die Ausstattung von Schulen und Hochschulen in Brasilien, Mexiko, Taiwan, den Arabischen Emiraten und sogar China. Dort sollen Techniker wie in Deutschland ausgebildet werden – ungeachtet der Tatsache, dass fischertechnik in deutschen Schulen leider Seltenheitswert besitzt.
Dabei brauchen wir Technikspielzeug nötiger denn je. Mindestens 40% der heute aktiven Ingenieure gehen in den kommenden 15 Jahren in den Ruhestand – Menschen, denen wir den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes verdanken. Sie alle sind mit fischertechnik aufgewachsen, und viele bestätigen, dass sie ihre Entscheidung für das Ingenieurstudium nicht zuletzt der Beschäftigung mit fischertechnik verdanken.
Diesen bevorstehenden „Brain-Drain“ werden wir mit den derzeitigen Absolventenzahlen in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) nicht kompensieren können. Daher müssen wir mehr junge Menschen für Technik begeistern. Dass das mit fischertechnik funktioniert, ist erwiesen. Und nicht nur angehende Ingenieure würden davon profitieren: fischertechnik trainiert Feinmotorik, bildet das dreidimensionale Vorstellungsvermögen, vermittelt Erfolgserlebnisse und fördert die Konzentrationsfähigkeit.
Kein Wunder, dass auch Menschen aus ganz anderen Berufen wieder nach fischertechnik rufen – wie vor wenigen Tagen Frank-B. Werner, Herausgeber der Börse Online, in seinem Editorial vom 02.12.2015:
„Vor 50 Jahren hat Artur Fischer, dessen berühmter Dübel nur eines von unzähligen Patenten begründete, als Weihnachtsgeschenk für seine Kunden die Fischertechnik-Baukästen entwickelt. Vielleicht sollte man den Jugendlichen heute zur Ablenkung vom digitalen Dauerkonsum so etwas zu Weihnachten schenken.“
Ganz bestimmt sogar.
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