Warum Leonardo genial war.

Weltweit bekannt ist Leonardo da Vinci (1452-1519) für seine Mona Lisa – ein Bild, das jährlich Millionen Menschen ins Pariser Louvre zieht. Angeblich ist es sogar das berühmteste Bild der Welt – obwohl eigentlich einige andere Meisterwerke Leonardos eine mindestens ebenso große Berühmtheit verdient hätten. Fasziniert von dem technischen Wissen der Griechen und Römer, mit deren Wiederentdeckung die Renaissance den Weg aus dem dunklen Mittelalter fand, gelangen Leonardo einige wegweisende Entdeckungen und Erfindungen. So entwickelte er nicht nur zahlreiche Baumaschinen wie Kräne und andere Hebewerke weiter, konstruierte geniale Schleusentore und verstand vielleicht als erster Mensch die Funktionsweise des menschlichen Auges, sondern darf aus heutiger Sicht auch als der Erfinder der autonomen Roboter gelten.

Zahlreiche seiner zigtausend Zeichnungen waren über Jahrhunderte in unterschiedlichen fürstlichen Sammlungen über ganz Europa verstreut und unter Verschluss, bis Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts einige dieser Dokumente wiederentdeckt und zusammengeführt wurden: Erst da wurde die eigentliche Bedeutung einiger wichtiger Arbeiten erkannt. Ausführlich hat Theodor Beck (1839-1917) in der „Geschichte des Maschinenbaus“ 1899 eine ingenieurmäßige Analyse der technischen Zeichnungen von Leonardo vorgenommen, die er einige Jahre später nach Auswertung des „Codex Atlanticus“ fortschrieb. Darin äußert er sich tief beeindruckt über die schon damals gut 400 Jahre zurückliegenden Arbeiten Leonardos:

Beim Anblicke der Manuskripte Leonardo’s ist man erstaunt darüber, dass sie fast ausschließlich wissenschaftlichen Studien gewidmet sind, malerische und architektonische Skizzen aber nur wenige enthalten. (…) Hätten wir den Verfasser nur nach diesen Schriften zu beurtheilen, so müssten wir ihn für einen Mathematiker, Ingenieur und Physiker von Beruf halten, der zwar ausserordentliches Talent zum Zeichnen besass, aber sich nur gelegentlich mit Malerei und Architektur praktisch beschäftigte.“

Dabei gelang es auch ihm nicht, einige der beeindruckendsten Erkenntnisse Leonardos zu entschlüsseln. Das blieb späteren Forschern vorbehalten.

Eine erste Rekonstruktion von rund 200 Maschinen-Entwürfen Leonardos wurde 1939 in Mailand vorgestellt – leider gingen die Modelle im 2. Weltkrieg verloren. Immerhin gibt es einen Wochenschau-Ausschnitt mit Bildern einiger der Modelle vom 28.06.1939:

Neue Nachbauten von einigen seiner Maschinen kann man heute im Leonardo-Museum in Mailand und im Museum in Vinci bewundern. In dem Büchlein „Kleine Erfinder – große Ideen„, das Artur Fischer (1919-2016) im Jahr 1972 im Eigenverlag herausgab, schrieb Dr. Herbert W. Franke über einige der (aus heutiger Sicht) beeindruckendsten technischen Erfindungen Leonardos. Im zugehörigen „Modellanhang“ finden sich mehrere von Siegfried Mrowka mit fischertechnik konstruierte Funktionsmodelle (ein Linsenschleifer, ein Lastenaufzug, ein automatischer Bratenwender und ein Vorläufer des Rollenlagers). Zehn weitere Maschinen konnte man mit dem fischertechnik-Kasten „daVinci Machines“ (500882) aus dem Jahr 2008 nachbauen (Bauanleitung).

fischertechnik daVinci Machines

Im Betrieb kann man die Modelle des Kastens in dem folgenden Youtube-Video bewundern:

Erst 1957 wurden einige von Leonardos Skizzen aus dem Codex Atlanticus in neuem Zusammenhang gedeutet – sie gaben Hinweise darauf, dass Leonardo den ersten humanoiden Roboter – einen Ritter – konzipiert hatte. Mehrere Forscher, darunter der Amerikaner Mark Rosheim, verfolgten die Idee weiter. 2002 rekonstruierte Rosheim den Ritter-Roboter für die BBC (etwa ab Minute  31:30):

Neben dem Ritter-Roboter rekonstruierte Rosheim auch eine Wasseruhr mit Schlagwerk und ein programmierbares, von einer Spiralfeder angetriebenes Fahrzeug, das eine vorgegebene Route abfahren konnte. 2006 publizierte Rosheim seine Forschungsergebnisse in „Leonardo’s Lost Robots“ (Springer Verlag).

Leonardo's Lost Robots

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