Die Erfindung des 3D-Drucks geht auf den Japaner Hideo Kodama zurück, der bereits 1980 ein dem SLA-Verfahren ähnliches Patent einreichte. Der erste 3D-Drucker „SLA-1“ stammt von Charles W. Hull (*1939) und erblickte 1987 das Licht der Welt – lange, bevor die Medien das Thema entdeckten. Erst als um 2009 der Patentschutz der Verfahren auslief, Online-3D-Druckdienste die Arbeit aufnahmen und die ersten erschwinglichen 3D-Drucker für den Privatgebrauch auf dem Markt erschienen, wurden die Medien auf das Thema aufmerksam – und begannen uns eine Zukunft auszumalen, in der Ersatzteile und ganze Produkte nicht mehr gekauft, sondern nur noch am heimischen Schreibtisch ausgedruckt werden. Nunja, Technikeuphorie ist nicht immer automatisch mit Technikkompetenz korreliert.

Im Jahr 2016 erschien der fischertechnik-3D-Drucker auf dem Markt. Mit rund 600 € ein kostspieliger fischertechnik-Baukasten, aber als 3D-Drucker günstig. Und mehr als ein „Proof-of-Concept“: Mit kleinen Verbesserungen durch die Fangemeinde ließen sich ansehnliche Ergebnisse erzielen. Selbstgedruckte kleine Nippes-Figürchen und ähnliche Staubfänger toleriert ein echter fischertechniker jedoch bestenfalls als Testmaterial – danach darf es ernst werden. Denn wenn ein fischertechnik-3D-Drucker einen Daseinszweck hat, dann doch wohl den, das fischertechnik-Universum sinnvoll zu erweitern! Schließlich waren (und sind) 3D-Drucker vor allem gedacht für die Entwicklung von Prototypen – und die kostengünstige Produktion von Kleinstauflagen.
Und so entstanden in den vergangenen Jahren zahlreiche 3D-Entwürfe, publiziert auf thingiverse, mit denen das Konstruktionssystem fischertechnik wertvolle Ergänzungen erfährt. Eine kleine, subjektive Auswahl:
- Die Bauplatte 188 x 128 (von Juh): sie passt exakt als Deckel auf die verbreiteten grauen fischertechnik-Sortierwannen

- Eine Halterung für einen Lüfter (von thomasdr) als Verbesserung des 3D-Druckers
- Statik-Bogenstücke für Flachträger (von Juh) in den Winkeln 7,5 und 15° – für richtig große Bögen

- Ein 60-Zähne-Zahnrad (von thomasdr) – eine deutliche Erleichterung bei der Konstruktion eines Uhrengetriebes
- Mecanum-Omniwheels (von NBGer) zur Montage auf einer Drehscheibe 60

- eine Halterung für die Power-Motoren (von NBGer)
- und schließlich ein wunderschön passgenaues Gehäuse für die Pixy-2-Kamera (von Till Harbaum) mit fischertechnik-Nuten.

Das ist bei Weitem nicht alles – und es kommen ständig neue Anwendungen hinzu. Das Selberdrucken von fischertechnik-Bausteinen ist sicherlich nicht die Zukunft – wohl aber der Entwurf und die Produktion von einigen selten benötigten Spezialteilen, für deren Entwicklung bei fischertechnik wohl nie jemand die Zeit (und erst recht nicht das Geld für die Spritzgussform) investieren würde.
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