Um sich Kindheitsträume erfüllen zu können, muss man schon ein wenig „in die Jahre“ gekommen sein – mindestens die Kindheit sollte wohl hinter einem liegen. Damit die Verwirklichung des Kindheitstraums nicht an finanziellen Grenzen scheitert, gehen dann zumeist eine nennenswerte Anzahl weiterer Jahre ins Land. Wer noch dazu eine Familie gründet, ist erstmal bis zu zwei Jahrzehnte mit den Kindheitsträumen seiner eigenen Kinder beschäftigt… bis dann irgendwann der Zeitpunkt gekommen ist, an der sich der eigene Kindheitstraum unnachgiebig ins Bewusstsein drängt, immer mehr Raum fordert – bis zu dem Tag, an dem man zur Tat schreitet und mit seiner Verwirklichung beginnt.
Bei fischertechnikern hat dieser Traum – wie zu erwarten – meist etwas mit fischertechnik und (aus den oben genannten Gründen) den 80er oder frühen 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu tun. Das war die Zeit, in der sich fischertechnik mutigen Schritts zunächst in das Gebiet der Elektronik und dann sogar in die gerade beginnende Ära der Mikrocontroller vorwagte. Für praktisch jeden Homecomputer und frühen PC, beginnend mit dem C64 über den CPC464, den Commodore, Sinclair, Apple II, Acorn, Tandy, IBM PC und den Atari, bot fischertechnik Interfaces, über die Modelle mit fischertechnik-Motoren angesteuert und Sensoren ausgelesen werden konnten – und entwickelte großartige Modelle dazu.
Für junge fischertechniker, die damals ihre ersten Erfahrungen in der Informationstechnik mit Homecomputern sammelten, waren die fischertechnik-Interfaces und die zugehörigen Baukästen eher unerschwinglich. Dennoch träumten viele davon, ihre Modelle eines Tages mit ihrem Atari oder Apple zu steuern… Dann folgten Studium, Beruf und Familie – und der Traum musste anderen Prioritäten Platz machen. Bis das Dark Age ein Ende fand…
Viele dieser erst Jahr(zehnt)e später verwirklichten Träume junger fischertechniker lassen sich heute im Internet bewundern. Da ist der „Homecomputer Guy„, der den Greifarm aus dem Computing Baukasten des Jahrs 1991 im vergangenen Jahr mit seiner Tochter aufbaute und am gut erhaltenen C64 zum Leben erweckte (und jetzt davon träumt, dass ihm der Roboterarm das Bier reicht…).

Vor einem Jahr baute „Retroschmiede“ denselben Greifarm – und steuerte ihn mit einem Amiga 500+ an.
„7joto“ ersetzte den Homecomputer durch einen etwas in die Jahre gekommenen Laptop – und ließ sich per Roboterarm ein Ei servieren.
Oder Tommy B., den bei einem Trödelmarktfund im letzten Juli eine fischertechnik-Reinfektion erwischte, und der kürzlich in seinem Youtube-Kanal die fischertechnik-Ampelsteuerung aus einem der frühen Computing-Kästen mit dem C64 wiederbelebte.
Und Michael, der seinen C64 Anfang 2023 im „reifen Alter“ mit Interface-Platine und einem Teach In Roboter veredelte…
Den im Video sichtbaren „Teach-In“-Roboter besitzt auch „Retro Haudegen„, der ihn (neben dem C64) mit einem Schneider CPC und einem Commodore ansteuert.

„booja227“ kam offenbar vor rund fünf Jahren in den Besitz eines Roboterarms aus dem allerersten Computing-Kasten von 1985 mit Gabellichtschranken und Greifzangengetriebe – doch fehlte ihm der Mikrocomputer, sodass er die Steuerung manuell vornehmen musste…
Auch der fischertechnik-Plotter, erschienen Mitte der 80er Jahre, erfreut sich unter Retro-Fans großer Beliebtheit – schon 2014 ließ in Beat Oehrli („RETRO SYS“) aus Brig in Youtube auftreten, gesteuert von einem Commodore C128D.
Und – last, but not least – Dirk Uffmanns sensationelles Modell, mit dem er eines meiner Kindheitstraummodelle von fischertechnik zum Leben erweckte: einen vierstöckigen Aufzug, von dem in einer der Fanclub-Zeitschriften in den 70er Jahren ein Foto erschienen war – und mit dem er mich vor 15 Jahren aus meinem Dark Age errettete.
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