Wie fischertechniker früher ihre Modelle steuerten.

Die Leser meiner Generation werden sich noch an die ersten ferngesteuerten Fahrzeuge aus unseren Kindertagen erinnern: Meines war ein schnittiger Rennwagen (im Stil der frühen 70er Jahre des vergangenen Jahrtausends), mit einem Steuerrad und drei Knöpfen an der batteriegetriebenen Fernsteuerung, die über ein dickes, steifes (und viel zu kurzes) Kabel mit dem Fahrzeug verbunden war. Der Spielspaß war, wie ihr euch erinnert (oder ahnt): äußerst begrenzt.

Modellfahrzeuge mit Spielzeug-Fernsteuerung (70er Jahre)

Dann kam fischertechnik – mit einer Selbstbaufernsteuerung aus Tastern und Kippschaltern, bei der vor allem das Kabel flexibel und nahezu beliebig lang gewählt werden konnte. Das war in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Basis für die ersten fairen Rennen, die ich mit meinem Bruder zwischen den Wohnzimmermöbeln austragen konnte: Über Sieg und Niederlage entschieden Leichtbau, Getriebe- und Fahrerleistung, und nicht mehr, wer als letzter über das Kabel stolperte.

Joystick – Modell aus den Club-Nachrichten 4/1977

Ein großer Sprung waren dann der 4-Kanal-Funk-Empfänger (1983) und die Robbe-Funk-Fernsteuerung von fischertechnik im Jahr 1986, die mit Modellbau-Fernsteuerungen kompatibel waren – und die Modelle schlagartig auf „Modellbau-Niveau“ hoben. Allerdings waren Empfänger, Motor und Getriebe in einem Gehäuse fest verbaut und ließen keinen Gestaltungsspielraum für eigene Antriebsoptimierungen, und das Steuerungsmodul überstieg in der Regel das angesparte Taschengeldvermögen deutlich.

Das änderte sich erst 1998 mit der Infrarot-Fernsteuerung („IR Control Set“, 30344), die aus je einem separaten Sende- und Empfangsmodul bestand; an letzteres konnten drei Motoren angeschlossen werden.

IR-Handsender und IR-Empfänger aus dem „IR Control Set“, 1998 (30344)

Nach einem „Facelift“ des „IR Control Set“ 2005 wurde die IR-Fernsteuerung im Jahr 2008 durch das „Control Set“ ersetzt, das nicht nur über zwei Joystick-artige Kipphebel verfügte, sondern via DIP-Switch auf unterschiedliche Frequenzen und Codierungen eingestellt werden konnte. Damit ließen sich in unmittelbarer Umgebung bis zu vier verschiedene Empfänger ansteuern, ohne dass sich die Fernsteuerungen in die Quere kamen. Das Empfangsmodul verfügte außerdem über einen Servo-Anschluss, mit dem (endlich) elegante Servo-Lenkungen konstruiert und angesteuert werden konnten.

Die Fernsteuerung verfügte über zwei hilfreiche Zusatzfunktionen: So konnte für jeden der beiden Joysticks ein „Tempomat“ aktiviert werden, der die Geschwindigkeit eines Motors beibehielt, und über einen weitern DIP-Schalter ließ sich eine Raupenfunktion einstellen, bei der zwei Motoren zum Lenken (links, rechts) in jeweils zueinander entgegengesetzter Richtung angetrieben wurden.

IR Control Set 2008 (136581)

Besonders viele Möglichkeiten eröffneten sich dann ab 2013 mit dem Robotics TXT Controller: Er ist mit einer IR-Empfangsdiode ausgestattet und kann mit der Fernsteuerung wie ein IR-Empfangsmodul angesteuert werden. In ROBO Pro lassen sich die Signale der einzelnen Tasten dann mit nahezu beliebigen Funktionen hinterlegen. Einziger Wermutstropfen: An den TXT können keine Servos angeschlossen werden… (bzw. nur über den Umweg eines I2C-Servo-Controllers).

Konfiguration des IR-Eingangs in ROBO Pro

Seitdem erscheinen eine Reihe weiterer komfortabler Fernsteuerungen – z. B. die App TXTCamControl (TXTCamdroid) oder das „Bluetooth Control Set“ (540585, 2017), dessen Empfangsmodul auch von der App Bluetooth Control gesteuert werden kann.

Wer lieber bastelt als sich eine fertige Fernsteuerung zu bestellen, der werfe einen Blick in den Bilderpool der fischertechnik-Community: Dort finden sich zahlreiche Möglichkeiten, seine fischertechnik-Modelle mit leistungsfähigen und günstigen Steuerungen auszustatten.

2 Antworten auf „Wie fischertechniker früher ihre Modelle steuerten.

Add yours

  1. Hallo Dirk,
    dein vorletzter Abschnitt endet mit „Seitdem erscheinen eine Reihe weiterer… das „Bluetooth Control Set“ (540585, 2017), dessen Empfangsmodul auch von der App Bluetooth Control gesteuert werden kann.“.
    Das ist leider nicht korrekt, denn der Bluetooth-Empfänger kann jetzt NUR noch per App gesteuert werden. Gleiche, sehr schlechte Entwicklung wie bei Lego. Zur Fernsteuerung gehört ein richtiger Handsender!
    Viele Grüße,
    Rudi

  2. Hallo Rudi,
    ja, das stimmt – inzwischen gibt es das Sendemodul nicht mehr. Und ich teile Deine Einschätzung: Zwar ist die Steuerbarkeit per App ein Plus, aber *allein* darüber sollte das auch nicht funktionieren. Ich würde es begrüßen, wenn es das Empfangsmodul weiterhin mit und ohne Sendeeinheit gäbe.
    Beste Grüße,
    fischertechniker

kommentieren

Erstelle eine Website oder ein Blog auf WordPress.com

Nach oben ↑